23. Mai 2018

Es ist an der Zeit

oder

Endlich wieder auf der Insel!


Blick längs Skræddermarken
Seit vergangenem Samstag hat uns die Insel wieder, und so langsam wird es Zeit, die ersten Eindrücke und Erlebnisse in Worte zu fassen.

Dass ich mich noch nicht dranmachte, ist dem unerwartet bombastischen Wetter geschuldet, das anderes erfordert, als inhäusig am Laptop zu sitzen und zu posten.

Einzigartig, dieser blaue Himmel.

Die Fahrt war natürlich wieder recht anstrengend, was am Samstag des verlängerten Pfingstwochenendes auch zu erwarten war. Wie kann man auch so „bleed“ sein, ausgerechnet dann zu fahren? Leider waren viele unserer Mitmenschen ebenso blöde, was uns ja letztendlich den zähen Verkehr bescherte.
The same procedure as every year. Baustellen zuhauf, insbesondere im Norden unserer Republik, dichter Verkehr, recht häufig Stop-and-go. Zum Glück aber kein echter Stau mit längeren Wartezeiten. Die nette Dame im Navi meldete sich recht häufig zu Wort mit „Aufgrund der aktuellen Verkehrslage wurde die Route neu berechnet“, und zweimal war ich folgsam.
Zunächst nördlich von Frankfurt die freudige Nachricht „Vollsperrung der A5“, dann zwischen Hannover und Hamburg die Drohung „7 km Stau auf der A7“. Hoffnungslos den Weisungen der Navi-Tussi ausgeliefert, fuhr ich über Bundesstraßen und Autobahnen, von denen ich noch nicht mal wusste, dass es sie gibt. Und der Stadt Celle durften wir auch einen Besuch abstatten. Ich hoffte sehr, dass die freundliche Dame mir da keine Ladenhüter angedreht hatte und dem tatsächlich so war.
Das Problem ist: Das erfährt man nie, wenn man die Umleitung nimmt. Mit „Augen zu und durch“, die Drohungen ignorierend, würde man es wissen.
Um 09:47 Uhr kam noch eine Message von Anja mit der Hiobsbotschaft „10 km Stau an der Grenze“. Ups!
Aber das juckte mich weniger, denn wir würden erst in Stunden da sein, und zudem waren wir darauf eingestellt. Ein Zettelchen mit der Alternativroute über Bundesstraßen und an Ribe vorbei lag in der Mittelkonsole. Eigentlich freuten wir uns gar darauf, wieder mal den alten Weg der 70er Jahre zu fahren, als es die dänische Autobahnanbindung noch nicht gab.
Um 14:12 Uhr passierten wir die Grenze, drei Abfertigungsspuren, eine davon gar schon wieder geschlossen, kein Stau! Es ging richtig zügig. Ein Wunder war geschehen.
Schlussendlich waren wir nach etwas mehr als zehn Stunden Reisedauer an der Fähre, eigentlich noch erträglich, nur eine Stunde mehr als üblich. Natürlich waren alle Wartespuren voll, aber es ging doch recht flott. Und wir erwischten die dritte Fähre, und zwar als letztes Auto, das noch reingequetscht wurde. Glück gehabt!
Jetzt ist aber genug, eigentlich wird das ja niemanden interessieren, außer uns selbst.

War das eine Freude, all die älteren und jüngeren „alten“ Freunde und Bekannte begrüßen zu dürfen.
Auch den Ameisen habe ich schnellstmöglich einen Besuch abgestattet. Es geht ihnen bestens.


Aber es gibt auch schlechtere Nachrichten.

Holzverschlag für Mülltonnen
(aus einem Baumarktprospekt)

Dem aufmerksamen Betrachter des obigen Bildes „Blick längs Skræddermarken“ wird nicht die Staffage an Mülltonnen entgangen sein, die sich diesen Weg (und alle anderen Wege) entlangzieht. Dies ist der neuen Abfallordnung (ny affaldsordning) geschuldet, die jedem Domizil nunmehr zwei Mülltonnen verordnet, für Restmüll (schwarze Plastiktonne mit schwarzem Deckel) und Biomüll (schwarze Plastiktonne mir braunem Deckel). Zwar gibt man sich Mühe, diese in Holzverschlägen ansehnlich unterzubringen, aber sie tun dem lieblichen Bild der Landschaft eindeutig Abbruch.
Zwar können jetzt die Krähen die bisherigen Plastiksäcke nicht mehr aufhacken und räubern (wenn die Lattung der Verschläge nicht eng genug war), und sicherlich wird auch etwas getan für die bessere Mülltrennung, aber...

Das ist der Grund, weswegen ich mich hier in den letzten Tagen, wer hätte das gedacht, mit Abfall beschäftigt habe. Die nächsten beiden Posts werden diesem Thema gewidmet sein.
Es erinnert übrigens an unser Zuhause, wo wir inzwischen mit drei Mülltonnen (schwarz, braun, blau) ausgestattet sind, man gar nicht mehr weiß, wo man sie hinstellen soll. Auch dort verschandeln die Heerscharen von Mülltonnen die Landschaft.

Mama Vogelsberger entdeckte auf dem Titelblatt eines Magazins ein wunderschönes Bild. Es zeigt einen Ausschnitt der Architektur von Fanø-Bad, wie man sie in unseren Anfangszeiten noch genießen konnte.
Ist das nicht schön, das ehemalige Hotel Kongen af Danmark?
Leider wurde es neben anderen Bauten irgendwann platt gemacht, wich hässlichen Bettenburgen und Touristensilos. Man erzählt, dass man diese Sünden der frühen Jahre heute bereue, sich Mühe geben wolle, Fanø-Bad wieder schöner zu machen.
Nun aber ist ein weiteres Kleinod gestorben: Victoria's Palace existiert nicht mehr. Bei der heutigen Radtour nach Fanø-Bad traf mich der Schlag.
Victoria's Palace war ein Kleinod, eine Mischung von Museum und Verkauf und Restauration. Ein Blick auf die dänische Geschichte und die Traditionen. Besten Kuchen gab es da, den man in einem sehr gemütlichen Ambiente genießen konnte. Gewiss war auch Victoria's Palace schon ein wenig dem Tourismus verfallen, aber es hielt sich in Grenzen.
Jetzt heißt es „Fanø Lys“, wohl eher ein Tempel für Massenware, weit ab von dem, was es zuvor war.
Das ist sehr bedauerlich!

Zu guter Letzt noch ein kleines Schmankerl:
„Man soll nicht …“, auf pfälzisch „Mer soll nädd!“, das ist eine vorangestellte Floskel, die ich hasse wie die Pest. Wer ist denn das, dieser „Man“, der mir so alternativlos sagt, was ich tun oder lassen sollte? Wenn ich ihn treffe, dann werde ich ihn nicht verprügeln, aber doch die Meinung geigen. Wie kommt der dazu, mein Leben derart massiv bestimmen zu wollen? Ich trinke gerade eine Tasse Kaffee. Da ist er wieder, dieser »Man«: „Man soll nur drei oder vier Tassen Kaffee am Tag trinken!“. Und der fiese Kerl macht das ganz raffiniert: Er benutzt meine angetraute Lebensgefährtin als Sprachrohr.
Ich vermute fast, dieser „Man“ hat seinen Ursprung in der Apotheken-Umschau, nach der ADAC-Motorwelt die auflagenstärkste Zeitschrift Deutschlands (fast 10 Millionen Exemplare, die BILD-Zeitung ist nix dagegen).


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