5. Februar 2018

Bernstein-Thermometer (2)

Jesses Maria und Josef, welches Fass hab ich da wieder aufgemacht!
Fast zwei Wochen lang war ich mit dem Bernstein-Thermometer beschäftigt.
Und musste die Erfahrung machen, dass von der physikalischen Theorie zur faktischen Praxis doch noch ein steiniger Weg sein kann.
Ich hoffe, dass andere Bernstein-Fans, die der Anregung folgten, sich nicht wie ich durch den Dschungel von »trial and error« kämpfen mussten, womöglich fluchten, auf die Idee gebracht worden zu sein.

Die Spannen der spezifischen Gewichte sind sehr klein, für reines Wasser 0,9997 g bei 10°C bis 0,9956 g bei 30°C, also im Bereich von Tausendstel Gramm. Das Salzwasser legt (bei 10°C) pro einem Prozent Salzgehalt ca. 0,007 g zu.
Neben der Salzkonzentration ist das spezifische Gewicht der verwendeten Bernsteine (zwischen 1,05 und 1,09 Gramm pro Kubikzentimeter) eine sehr bestimmende Größe (also nicht deren Volumen!).
Es zu messen, wäre sehr aufwendig, man bräuchte wohl eine Apothekerwaage und eine Technik, das Volumen zu ermitteln. Da hilf also nur: ausprobieren.
Und für das Finden des geeigneten Salzgehalts: ausprobieren.
Und welche Varietät Bernstein man nimmt: ausprobieren (die Unterschiede sind beachtlich).
Hier gilt also das Motto: Probieren geht über studieren. Beim Probieren empfiehlt es sich, immer nur eine der variablen Größen zu ändern (also nicht Temperatur und Salzgehalt zugleich, womöglich auch gleich noch den Bernstein wechseln).

Soll das Thermometer die angenehme Raumtemperatur signalisieren, müsste der Bernstein bis ca. 19°C/20°C oben schwimmen und dann bei steigender Temperatur den Weg nach unten antreten (was unter Umständen recht schnell geht).
Um die Temperaturänderung zu bewerkstelligen, habe ich die Konstruktion in ein warmes/heißes oder kaltes Wasserbad gestellt.
Ein geeignetes Glasgefäß zu finden ist nicht so schwer, einen Standkolben habe ich bei IKEA erstanden.
Schlussendlich sah das so aus (Momentaufnahmen bei verschiedenen Temperaturen):
links: kalt/kühl, nach rechts wärmer werdend
Eine Skala anzubringen, habe ich schnell aufgegeben, dazu ist das „Messinstrument“ zu ungenau.
Stattdessen zeigt das Thermometer an, wann eine „Wohlfühltemperatur“ erreicht ist.
Das ist insbesondere dann ein schönes und streitschlichtendes Utensil, wenn ich bei unter 21° Raumtemperatur schon die Wollsocken anhabe und zum Pullover noch die Fleecejacke hole, während meine Mitbewohnerin noch im ärmellosen dünnen T-Shirt herumläuft.

Im Zuge des Herumprobierens kam mir dann die Idee, es mal mit mehreren Bernsteinen unterschiedlicher Varietät und auch Größe zu versuchen.
Das gefiel mir dann sehr viel besser. Eine größere schlanke Glasvase musste her. Und das sieht jetzt richtig gut aus, wenn die Bernsteine sich in unterschiedlicher Höhe im Wasser tummeln. Lustig auch, wenn größere Steine noch oben schwimmen/schweben, der viel kleinere aber schon abstürzt nach unten.

Das waren schlussendlich die Protagonisten dieses Versuchs: 


Es gilt, die richtige Balance zu finden zwischen Salzgehalt und Temperatur.
Da sich die Zimmertemperatur eher langsam ändert, geht es im Gefäß sehr behäbig zu.
Und in Momentaufnahmen sieht das so aus:

Ach ja: Die Aufnahme ganz rechts zeigt mein Endprodukt (im Zustand „kühl“). Ich habe noch etwas echten Fanøsand auf den Boden gegeben und das Gehäuse einer Wellhornschnecke.
Eine Fahne wurde auch noch gehisst.



Nachtrag:
Ich habe noch eine lesenswerte Seite gefunden zum Thema.

... und noch ein bisschen weiter experimentiert, mit einer anderen Gefäßform  (Titrier-/Standkolben).


Meine bisherige Thermometer-Sammlung: