Aus dem Alltag in Sønderho
Schadenfreude
Autoteile am Strand; 31.05.2018 |
Streckenweise ist die „Fahrbahn“ glatt planiert, es gibt aber auch ganz schöne Wellen und Schlaglöcher und Ablaufrinnen, die das Langsamfahren nahelegen. Ist der Boden feucht, kann man diese ganz gut sehen, aber jetzt in dieser langen Schönwetterperiode (wer dieser Tage auf der Insel ist, hat sagenhaftes Wetterglück) ist das alles mehr in einem hellen Sandton. Die Unebenheiten sind schwer zu erkennen.
Einer (oder eine), der meinte, seine PS testen zu müssen, ist voll aufgesetzt und hat sich Teile seines Unterbodens abgerissen. Ätsch, das kommt davon.
Und er/sie hat's noch nicht mal entsorgt, ließ das einfach liegen. Vielleicht hat er/sie das gar nicht gemerkt?
Noch ein Stück Plastikabfall am Strand.
Plastikabfall
Plastikabfall als Armschmuck |
Und kennt ihr das japanische slow-jogging/running? Neuer Trend-Sport! Und am Strand geht das wunderbar.
Mittlerweile sind wir derart konditioniert, dass wir an Plastik kaum vorbeigehen können. Es muss aufgehoben werden. Inzwischen schmücke ich meinen Arm mit Bändern aus Schnüren von Fischernetzen. So à la Wolfgang Petry. Als Beweis dafür, dass ich an diesem Tag etwas für die Insel getan habe.
Heute hat Mama Vogelsberger ein dickeres langes Seil gefunden. Mal sehen, was ihr dazu einfällt, wie man das verwerten könnte.
Umwertung von Fundstücken.Ich sagte ihr aber gleich, dass ich das nicht um den Hals wickeln werde.
Und es kam wie es kommen musste: Ein Henkersseil. Und sie tönte: „Da hab ich wenigstens das richtige Equipment für dich parat, wenn du das nächste Mal sagst »Ich häng‘ mich uff«“.
Woher in Gottes Namen weiß sie, wie man einen Henkersknoten macht?
Enzyklopädie und Doktor Google
Die langen Wattgänge sind immer mit heftigen Diskussionen verbunden, wenn wir checken, was wir denn so alles behalten haben, erinnern und reproduzieren können. In unserem Alter ist es an der Zeit, etwas zu tun gegen den Schwund im Gehirn.
Es geht z. B. um Filme und Darsteller, Bücher und Autoren oder Lieder und Interpreten.
Es ging um « papillon » (frz. Schmetterling, [papijɔ̃]) und um « coquelicot » (frz. Klatschmohn, [kɔkliko] und die „7. Welle“ (jene, die stark genug war, den flüchtenden Papillon mit seinem Fass aus der Bucht in's offene Meer zu tragen).
Streitpunkt war aber die Liedzeile « coquelicot sur un rocher » im Lied „Inch'Allah“ von Adamo.
„Klatschmohn auf einem Felsen, wie soll das gehen?“, tönte meine Diskussionspartnerin.
Ich zückte das Smartphone, mitten im Meer, und ratzfatz konnte ich aus dem Netz das Lied vorspielen. Tatsächlich sang er « coquelicot sur un rocher ».
„Du mit deinem Doktor Google!“, hörte ich sofort.
Mein Loblied auf Google, Wikipedia etc. war die Antwort. „Wo immer ich bin (im Watt), wann immer ich will (jetzt) kann ich mich kundig machen, wenn ich etwas wissen möchte! Und du? Du kannst ja einen Leiterwagen mit ins Watt nehmen und hinter dir herziehen, mit deiner 24-bändigen Enzyklopädie.“
Plattfuß
Frau Vogelsberger hat sich am Vorderrad ihres Fahrrades einen Plattfuß eingefangen. Endlich erwischt es sie und nicht immer nur mich. Einige viele Meter Fahrrad schieben war die Folge.
Zum Glück hatten wir ja ein umfängliches Reparatur-Kit dabei, als gebrannte Kinder aus früheren Jahren. Ihr erinnert euch gewiss an die einschlägigen Posts. Dürfte also kein Problem sein. Aber: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Ich bin ja ein routinierter Plattenflicker, der weiß, wie's geht. Alles wurde hurtig gemacht, bis es zum Kleben kam: Der Kleber war eingetrocknet. Wir hatten noch einen zweiten dabei, in weiser Voraussicht. Der war auch eingetrocknet.
Aber es gibt ja noch Nachbarschaftshilfe. Schräg gegenüber, die hatten auch Fahrräder, also nichts wie hin. Ja, sie hatten sogar zwei Tübchen. Jedoch: zu früh gefreut, die waren auch eingetrocknet.
What a shit!
Die Lösung des Problems musste vertagt werden.
Und er hatte ein wirklich gutes Reparatur-Set, für 30 Kronen.
Da war gar eine schöne Anleitung drin: Bilder sagen mehr als viele Worte in vielen Sprachen, sie werden auf der ganzen Welt verstanden.
Eine Viertelstunde später war das Problem behoben. Und Mama Vogelsberger froh.
Was lernt man daraus: Immer, wenn der Kleber schon mal benutzt wurde, vorher kontrollieren, ob er noch lebt. Also klebt.